Kirmestagebuch: Schützenfest 2003
Donnerstag, 4. September 2003
Für den Donnerstag hatten wir uns als „Kirmes-Auftakt“ wieder mal etwas Besonderes einfallen lassen. Da wir uns nämlich im vergangenen Jahr nach dem Schützenfest eine Garnitur Pinsel für unsere Hüte angeschafft hatten, wollten diese natürlich auch gleichmäßig angebracht sein. Was lag also näher, als daraus einen eigenen Termin im Zugbefehl zu machen und in alter „Uniform-Anproben“ Tradition ein Treffen im Wachlokal anzusetzen? So traf man sich also um 18.00 Uhr im „Flönz“ und war bis 19.30 Uhr sogar einigermaßen vollständig versammelt. Die Pinsel wurden angebracht und die ersten Biere getrunken.
Hier trafen wir auch die Jungs vom 2000 geründeten Jägerzug „Semper Fidelis“, die ihren Schützenfest-Auftakt ebenfalls auf den Donnerstag gelegt hatten. Im Laufe des Abends erfuhren wir von denen, dass während des Frühschoppens am Montag eben dieser Jägerzug zusammen mit einem Journalisten einer Lokalzeitung die erste „Miss Zelt“ wählen sollte. Bernd schaltete am schnellsten und bot der Zug-Jury spontan eine Bierspende von 20 Litern an, wenn sie unseren Thomas Asma zur ersten „Miss Zelt“ küren würden. Als sich die Jungs im Laufe der „Verhandlungen“ immer noch zierten, erhöhte Bernd zusammen mit dem später dazugestoßenen Michael auf 50 Liter. Leider hielten sich die „Fidelen“ Montags dann aber nicht an entsprechende Zusagen (waren es etwa Skrupel?!?), so dass Michael und Bernd nun immerhin kein Bier spenden müssen.
Während sich ein Großteil des Zuges gegen 21.30 Uhr in Richtung Dormagen in eine Disco begab und einige andere nach Hause fuhren, blieb einer am Ort des Geschehens und verbrachte den Abend zusammen mit den Jungs vom Jägerzug „Semper Fidelis“.
Freitag, 5. September 2003
Während das Erwachen für einige der Bernardiner bereits an diesem Morgen weniger erfreulich war, mussten andere noch arbeiten. Dennoch liefen die Vorbereitungen auf die Ereignisse in den kommenden Tagen bereits auf Hochtouren, so dass z. B. noch ein Dixi-Klo in die Einfahrt unseres Hauptmannes gestellt wurde und das Fackeltransparent noch schnell umgebaut werden musste. Und so verstreuten sich denn auch bald die Mannen, um sich vor den kommenden Ereignissen noch etwas zu entspannen.
Der offizielle Auftakt dieses Tages stand um 17.30 Uhr an, als das „Schmücken“ in unserem Wachlokal auf dem Plan stand. Im Grunde nichts weiter als eine Runde am Tresen, bei der dem Marinezug „Klabautermann“ zur gelungenen „Arbeit“ gratuliert wird. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich außer Michael und Jan kein weiterer Schütze zu diesem Programmpunkt einfand. Nur auf Geheiß von Spieß Daniel wurden diese am verfrühten Abmarsch gehindert, da dieser nachkommen wollte. Also wartete man – und Daniel kam tatsächlich. So ging es nach der obligatorischen Runde gemeinsam zum traditionellen Einweihen des Schützenfestes bei unserem Hauptmann, Zugkönig und Kaiser Franz-Josef. Allerdings kam man nicht umhin, kurz vor dem Ziel einen Zwischenstopp beim Jägerzug „Waldeslust“ einzulegen, der eine Straße weiter beim frisch gekürten Jägermajoradjutanten Christoph Oberbach seinen Einstand gab. Nach dem Intermezzo ging es dann weiter nach Franz-Jupp.
Hier traf man dann auf den Rest der Truppe, wobei man von Thomas Asma gleich mit einer – gewohnt lautstarken – Begrüßung empfangen wurde. Bei dieser Begrüßung handelte es sich jedoch nicht um irgendeinen Spruch, sondern um den kommenden Kirmes-2003-Kult-Spruch. Eigentlich ist der Spruch nichts weiter als ein lautstarkes „Bitte?“ (gesprochen „Bittööööh?“), wurde aber aufgrund der Wiederholungen aus allen Kehlen schnell zum Running Gag. An dieser Stelle wollen wir uns bei Thomas’ neuer Azubiene bedanken, die uns diesen Ausspruch zur Verfügung stellte. Ein weiteres Wort mit Kult-Potenzial als Wort 2003 wurde „Hafensänger“; ebenfalls aus dem Mund von Thomas.
Der offizielle Abend begann mit einem Teil des Königehrenabends. Da wir ja Nachschießen mussten, wurden die Sieger heute nun bei dieser Gelegenheit geehrt. Die erste Ehrung aus den Händen unseres Hauptmannes, Zugkönigs und Kaisers Franz-Josef erhielt unser neuer „Schwanz-König“ Bernd Pannes, für seinen Schwanz-Pfänder. Die zweite Ehrung war für unseren neuen Kronprinz Daniel Tockhorn. So nahm denn der Abend seinen Lauf. Und a pro pos laufen: An diesem Abend lief neben 60 Litern Bier auch eine beachtliche Menge Korn und vor allem Jagdbitter (gesprochen „JagdBITTOOOHR“) die durstigen Kehlen hinab.
Um 21.15 Uhr war es dann so weit für das erste Highlight des Abends: Die Rasur von Jan. Fiel er den Rest des Jahres eher durch eine wuchernde Gesichtsbehaarung auf, so war ihm bereits im Vorfeld angedroht worden, dass entweder sein Bart oder seine Haare nun fällig seien. So geschah es dann auch. „Deutsch-Akkurat“ rasiert, war Jan kaum wieder zu erkennen. Einen Foto-Beweis ersparen wir uns an dieser Stelle lieber.
Alljährlich steht Kirmesfreitag auch die Königstaufe an. Bei dieser Prozedur wird der König mit einem Glas Bier überschüttet, jedoch ohne dass er darauf großartig gefasst ist. So auch dieses Jahr. Lars vollzog die Biertaufe bei S.M. Franz-Josef III., der sichtlich geschockt war. Als Daniel ihm dann die Hand reichen wollte erhielt unser frisch gekrönter Kronprinz von Würstchen ebenfalls eine Biertaufe als Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Und der Abend gestaltete sich auch weiter feucht-fröhlich. Um 0.30 Uhr machte Wolle wieder die übliche Boxershorts-Einlage.
Als sich der Abend und das Bier dem Ende entgegen neigten, wurde es allmählich Zeit für den Abflug. Die Orkener Bande mit Bernd, Daniel, Jan und Fabian Sachse machte sich gegen 2.00 Uhr auf den Heimweg. Während sich Bernd und Jan ein Taxi nahmen, huldigte Tocki noch dem Balkon des Jahres auf der Töpferstraße. Hierbei ist zu sagen, dass diese Huldigung aus einem Kampfschrei besteht. Da aber nur ein Bernardiner anwesend war, musste unser passiver Bernardiner Fabian herhalten. So begrüßte quasi ein Bernardiner mit einem Kampfschrei Brötchens Balkon. Die Feier endete mit dem Ende der letzten Flasche Korn um 2.30 Uhr.
Samstag, 6. September 2003
Ungewohnt früh begann der Morgen für Jan. Nach dem Aufstehen um 8.30 Uhr fuhr er noch nach Neuss zu seinem Arbeitsplatz, wo er noch schnell die neue Auflage der patentierten Bestellzettel anfertigte. Weit weniger frisch präsentierten sich dann einige der Bernardiner um 12.00 Uhr beim Einböllern des Schützenfestes. So einige Köpfe hatten noch leichte Probleme mit den 21 Salutschüssen. Umso größer war dann die Erleichterung, als es nach den Schüssen ins Flönz ging, wo laut Zugbefehl ein kleiner Umtrunk auf dem Programm stand. Danach zog sich der größte Teil zur Regeneration nach Hause zurück, lediglich drei Bernardiner zog es zum Mittagessen in eine bekannte Fast-Food-Kette.
Nachmittags um 17.00 Uhr traf man sich dann zum gemeinsamen Umtrunk und kleinen Häppchen wieder in der Einfahrt unseres Kaisers Franz-Josef. Hier herrschten erneut die Worte „Bittööööh?“ und „Hafensänger“ vor.
Währenddessen wurde noch schnell von unserem Oberleutnant eine kleine Ehrung vorgenommen. Thomas Beuser erhielt die Nadel für besondere Verdienste aufgrund seines Einsatzes bei der Konstruktion der Blumenhornhalterung. Ganz nebenbei wurde noch schnell das Fackeltransparent frisiert. Und auch die beiden Fackelkinder gingen nicht leer aus. So bekam einer der beiden der Versuch nicht allzu gut, mit dem Konsum unseres Thomas mithalten zu wollen. Er musste sich zwischenzeitlich mal zurückziehen. Einige Bernardiner verabschiedeten sich vorzeitig, um sich die Serenade auf dem Marktplatz anzusehen. Ein wahrhaft eindrucksvoller Anblick und ein akustisches Erlebnis der Sonderklasse. Danach ging es mit den Tambourcorps zum Antreten. Am Antreteplatz angekommen ging es zunächst mal an die Wegzehrung. Da für den Fackelweg aufgrund unserer Position weit hinten im Zug keine Marschpause zu erwarten war, wurden die Stubbis kurzerhand bereits vor dem Zug vernichtet.
Der Umzug selbst war wie immer als „Deutsch-Akkurat“ zu bezeichnen. Einzig erwähnenswert war wohl Laki, der es fertig brachte, beim abstreifen der Asche von seiner Pechfackel gleich die gesamte Fackel mit auf den Asphalt zu kleben. Logisch, dass er dafür vom gesamten Zug ein „Du bist zu blöd um aus dem Busch zu winken“ vorgesungen bekam.
Anschließend war Bürgerball im Festzelt, wobei das Zelt natürlich wieder überfüllt war. Aber die Stimmung war hervorragend und der Abend wurde lang.
Im Zelt angekommen wurde zuerst eine zünftige Umlage gestartet, wonach unser diesjähriger Getränke-Beauftragter – niemand anders als unser Oberleutnant Michael „Süppchen“ Gallus – Tocki beauftragte, mit Hans Wagner an die Theke zu gehen, um dort eine 500er-Rolle Biermarken zu erstehen. Dies verringerte den Bierpreis für uns von 1,25 Euro auf 1,20 Euro und vereinfachte die Bezahlung ebenfalls ganz erheblich. Und so ging es nach einiger Zeit unaufhaltsam in Richtung Theke, wo sich der Bernardiner ja bekanntlich am wohlsten fühlt.
Nun wurden einige Schützen kreativ. Ein lieber ungenannter Zeitgenosse „lieh“ sich, da er den Rosen-Inder nicht fand, kurzerhand die Blumenkästen von der Empore aus und überraschte so seine Angebetete. Während sich viele der Schützen noch an ihr obligatorisches Bier hielten, wurde es in den Gläsern anderer Schützen allmählich bunt. Wohl zu bunt für einen von uns. So gegen 3.30 Uhr muss es wohl gewesen sein, als für unseren Stefan Schmitz die Lichter ausgingen. War er das letzte Mal mit einem Zerstörer im Glas und einer Schönheit im Arm an der Theke gesichtet worden, fand ihn nun die Feuerwehr bewusstlos vor dem Zelt. Diagnose im Krankenhaus: Alkoholvergiftung. Also Magen auspumpen und bis zum Vormittag stationäre Behandlung. Nur leider hatten die übrigen Bernardiner im Zelt von diesen Vorgängen draußen keine Ahnung. Erst als sie gegen 4.30 Uhr nach Hause wollten und Stefan noch immer nicht wieder da war, wurde es komisch. Im mittlerweile recht übersichtlichen Zelt war er nicht zu finden, vor dem Zelt und auf dem Platz ebenfalls nicht und das Handy war aus. Dumm, dass er sich für diese Nacht bei Jan einquartiert hatte und somit auch seine Uniform mit allem Zubehör bei Jan lagerte. Irgendwann war dann alle Geduld zu ende und man fuhr nach Hause. Einige Schützenbrüder waren bis morgens früh on Tour und so kam Laki um 8.00 Uhr als letzter Bernardiner zum Umziehen nach Hause
Sonntag, 7. September 2003
Sonntag, 8.05 Uhr: Jan, der am späten Samstagabend (oder frühen Sonntagmorgen, je nach Auffassung) noch den Besorgten gespielt hatte, stand nun selbst bis zum Hals in Problemen. Den Wecker seines neumodischen Handys hatte er mit seinem gesunden Rausch glatt überhört – im Gegensatz zu Freundin Marah, die verärgert senkrecht im Bett saß. Dazu standen noch seine Mutter als Chauffeurin und Thomas Beuser als Passagier unten vor der Tür und warteten auf Jan. Nach einem kurzen aber vehementen Weckeinsatz von Marah kehrten aber auch bei Jan die Lebensgeister zurück und er war innerhalb von kürzester Zeit parat für den Gottesdienst. Und man kam nur 3 Minuten zu spät zum Treffpunkt. Wesentlich schlechter hatten es da die Gebrüder Albuschies getroffen, die durch völlige Abwesenheit glänzten. Vom Schützenbruder Schmitz brauchen wir hier gar nicht reden, der war ja noch unter Beobachtung.
Hiernach zerstreuten sich die Wege, bevor es um 14.00 Uhr wieder zum Antreten ging. Während der Pause wurden dann in aller Eile die Hosen gewechselt. Von der bisherigen schwarzen Standardhose wurde nun auf die elegante weiße Paradehose gewechselt, die wir uns dieses Jahr extra für diesen Tag hatten anfertigen lassen.
Während die Einen sich beim Antreten sammelten, hieß es für einen Anderen schon wieder Feierabend: Daniel „Wolle“ Wolski wurde aufgrund seines erschreckenden Zustandes, einer Kombination aus zuviel Alkohol und zu wenig Schlaf, nach Hause zum Ausschlafen geschickt. Wieder ein Grund zum Händereiben für den Spieß; denn eine weitere Strafenpremiere stand ins Haus: Sonntagsumzug und Parade verpasst. Während alledem erreichte uns dann die Kunde von Stefans kleinem „Aussetzer“ am Vorabend und seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. So traf man sich dann noch schnell am Bahnhof und flitzte rüber zu Jan, sprang in die Uniform und eilte zurück zum Antreten. Dort wurde noch schnell das Blumenhorn abgeholt, das passend zu den weißen Hosen ganz in weißen Rosen dekoriert worden war. Ein Traum! Beim Abschreiten der Front machten wir wieder einen Eindruck vom Feinsten. Ein markerschütternder Kampfschrei mit dem mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen „Chappi-Chappi Wau Wau“ hinterließen beim König und dem gesamten Gefolge einen bleibenden Eindruck.
Eine weitere Feuertaufe stand dann unserem Oberleutnant Michael Gallus bevor. Da unser Hauptmann aufgrund seiner Königswürde wieder nicht voranmarschieren konnte, war Michael auch in diesem Jahr erster Mann. Gleichzeitig war unser Zug der erste Zug im dritten Marschblock. Dies bedeutete nichts Geringeres als dass Michael die Verantwortung für den gesamten Marschblock trug. Man kann aber sagen, dass er diese Aufgabe bestens gemeistert hat. Der Umzug war dieses Jahr mehr als nur cool – mit den weißen Hosen aber war er einfach nur geil!
Das Blumenhorn, im vergangenen Jahr aufgrund seiner erschreckenden Instabilität untragbar, erwies sich dank der neuen Konstruktion von Thomas Beuser als deutlich komfortabler und beherrschbarer. So wechselten sich Jan und Laki während des Umzuges nur einmal ab. Die Parade verlief zufrieden stellend. Im Zelt angekommen wurde noch einmal die Begeisterung über die neuen weißen Hosen kundgetan. Dann zerstreuten sich die Wege. Einige zog es nach Hause, andere blieben lieber im Zelt und verpflegten sich durch die Imbissbuden.
Gegen 20.00 Uhr trafen die Recken wieder im Zelt ein. Bis auf die vier Hofherren Tim Albuschies, Thomas Beuser, André Froitzheim und Stefan Schmitz nahm der Zug dann geschlossen am Tisch platz und widmete sich der Vernichtung des verbliebenen Stücks der Biermarkenrolle. Dies sollte kein Problem darstellen – hatten wir doch an diesem Abend einen überaus kompetenten Kellner zur Seite. Perfekt mit den neuen Bestellblöcken ausgerüstet und das Blumenhorn als Dekorationsobjekt und Abschreckung für die Rosen-Inder noch am Kopfende des Tisches stehend, konnte der Abend kommen. Nach den üblichen Reden kam dann der Auftritt der spanischen Tanzgruppe. Fünf feurige und heißblütige Schönheiten. Was für ein Highlight. Doch wer nach der Zugabe gedacht hatte, das sollte alles an Feuer gewesen sein, der irrte. Als dann nämlich unsere Königin Hildegard ans Mikro trat und kurz und bündig eine kleine „Überraschung“ für ihren Antonio ankündigte war die Verwunderung groß. Als dann aber die Worte „Tanzgruppe Rio Brasil“ fielen und prompt drei rassige Brasilianerinnen in knappen „Kostümen“ auf der Bühne erschienen, kochte das Zelt über. Wahre Begeisterungsstürme rissen nicht nur alle am Bernardus-Tisch von den Stühlen – auch unsere vier Hofherren gerieten in Verzückung. Und die vier saßen auf der Bühne direkt an den Tänzerinnen. Logisch, dass sie bei einigen der Nummern zum Mittanzen aufgefordert wurden – was sie auch taten. Die Schweine! Hätten ja wenigstens eine von den Brasilianerinnen mal zu uns runter an den Tisch schicken können. Danach wurden die Gemüter erst mal mit einer schönen Runde Bier gekühlt.
Nachdem es sich auf der Bühne wieder beruhigt hatte, gingen Daniel und Jan nach oben, gratulierten S.M. Antonio Aguilar und überreichten feierlich einen Trinkerausweis für Seine Majestät mit der Auflage, dass diese den Ausweis beim morgigen Frühschoppen auch zu tragen habe, was Antonio auch zusicherte. Nach Ende des offiziellen Teils wurde dann der Deckel beim Kellner abgerechnet. Nach drei Prüfungen der Summe blieben stolze 18 Märkchen von den ehemals 500 übrig. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.
Nun stand wie immer der Gang an die Theke auf dem Plan. Hier wurde nicht nur das Programm, sondern auch der Inhalt der Gläser bunter. Als dann um Mitternacht die traditionelle „Dirk-Langen-Gedächtnis-Runde“ (Der Kult: „9 leere Gläser, 18 Korn und drei Limo bitte!“ = 9 RICHTIGE Limo-Korn) bestellt wurde, kam es plötzlich zum Streit zwischen Marah und ihrem Jan. Bühnenreife Vorstellung! Als Jan es dann vorzog, mit seinen Bernardinern weiterzufeiern, verließ Marah wutentbrannt den Ort des Geschehens. Doch so viel sei gesagt: der Streit wurde am nächsten Tag geklärt. Der Abend verlief indes im Zelt wie gewohnt. Die Bedienungen brachten eine Runde nach der anderen, bis der Zeltwirt den Ausschank beendete. Nun wollte man wie gewohnt nach Brötchen gehen. Nur, wo war der? Unser Balkon-Sieger hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht. Aufgrund dieses Ereignisses trennte sich der Bernardiner-Kreis. Lediglich Franz-Josef, Michael und Laki gingen noch in eine altbekannte Mitternachts-Pizzeria um dort das Betthupferl zu sich zu nehmen. Und wer saß da? Richtig! Brötchen! Und nicht nur er, sondern eine größere Gruppe Schützen. Und so wurde die Italienische Pizzeria im Handumdrehen zur Kölschen Kneipe, denn es wurde ein Bläck-Fööss Song nach dem anderen gesungen. Ebenfalls wurde auch das neue Grevenbroicher „Heimatlied“ gesungen, das Brötchen und Daniel letztes Jahr schon einstudiert hatten. Wann der Abend endete, ist leider aufgrund von Gedächtnislücken nicht mehr nachzuvollziehen.
Montag, 7. September 2003
Im Jägerzug „Sankt Bernardus 1995“ ist es Tradition, dass montags im Zelt erstmal ordentlich gefrühstückt wird, bevor sich die Wege in Richtung Theke, Zelt oder Kirmesplatz verstreuen.
Nur zwei entzogen sich dem Ganzen: Thomas Asma hatte wohl am Sonntag etwas zu viel des Guten und verbrachte den kompletten Montag mit der Anbetung des Porzellangottes (sprich: Er hing überm Klo), wobei er so heftig „betete“, dass ihm Äderchen in den Augen platzten. Jan hingegen mimte in Neuss-Rosellen, wo zeitgleich Kirmes gefeiert wird, den Gastschützen. Dafür erntete er im dortigen Zelt (wir nennen so etwas in dieser Größe Sektbar!) zwar einige dumme Blicke, dafür panierte er seine Arbeitskollegen beim Tuppen. Nebenbei brachte er bei seiner Rückkehr um 15 Uhr auch noch einen Stapel Beitrittserklärungen mit, welche sofort die Runde im Zelt machten.
Alles in allem war die Bernardus-Ausrüstung auch 2003 wieder Neidobjekt. Allein für die Trinkerausweise (dieses Jahr gab’s mal wieder eine Neuauflage) gab es unzählige Anfragen, teilweise von ganzen Schützenzügen. Aber da ist man unerbittlich: Produziert wird nur ein Mal im Jahr!
Wie immer trifft man beim Frühschoppen tausend Leute, weshalb man auch Probleme hat, die Eigenen im Auge zu behalten. Erst recht, da an diesem Tag die Tischordnung aufgehoben wird und somit der feste Anlaufpunkt fehlt. Nichts desto trotz ging es um 15.30 Uhr zur traditionellen Kirmesplatz-Runde, wo alle Kotzmühlchen mal durchprobiert werden. Doch es ist Frühschoppen und so ist es nur verständlich, dass der Schütze instinktiv die Frischluft meidet und den Mief des Kirmeszeltes vorzieht. So wurde die Runde kurz gehalten und schnell der Rückweg ins Zelt angetreten.
Die nächste Berichtenswerte Aktion fand gegen Abend statt. Dort wurde in Ermangelung unseres Hauptmanns Franz-Josef sein Cousin Hans-Peter zu Hilfe gerufen als es daran ging, den vom Frühschoppen schwer angeschlagenen Schützenkönig sicher aus dem Zelt in Richtung Taxi zu bugsieren. „Pitter“, bekanntlich jemand, der gut und gerne zupackt fackelte nicht lang, griff Seiner Majestät unter die Arme und verhalf ihm zu einer guten Heimreise.
Gegen 20.15 Uhr erlagen einige Bernardiner noch mal dem Lockruf des Kirmesplatzes und bestiegen einen Wagen der eine 3D-Rundfahrt bieten sollte. Dummerweise verbrachten sie dann fast eine halbe Stunde in dem Gerät, da eine Tür nicht mehr schloss und die Jungs des Schaustellers sich zur allgemeinen Belustigung abmühten. Nach Beendigung der Fahrt endlich wieder im Zelt angekommen mussten sie feststellen, dass die Nachtparade bereits viel zu früh auf und davon marschiert war. Dies sollte jedoch kein Hindernis darstellen. Schnell sammelte man die Reste des Frühstücks aus dem Depot ein und sammelte einige der verbliebenen Bernardiner um sich und machte sich auf in Richtung Jägersruh. Unterwegs wurde noch schnell ein Kombi-Taxi gekapert, was den Transport wesentlich beschleunigte – wenn man schon keine Nachtparade kloppt, dann braucht man schließlich auch nicht den ganzen Weg zu Fuß laufen.
In der Jägersruh angekommen, war unser „Frühschoppen-Stammtisch“ noch frei. Also wurde erstmal eine Runde in Auftrag gegeben und von Jürgen „Brötchen“ Holl, der hinter der Theke stand, ein Messer besorgt. So konnte das Bernardus-Verpflegungsprogramm starten. Im Hinterzimmer schmierten Tocki und Jan so die restlichen Brötchen mit der mitgebrachten Butter und Schinkenwurst. Mittlerweile hatten auch noch einige weitere Bernardiner den Weg in die Jägersruh gefunden. So wurden die Brötchen unter den Zugmitgliedern verteilt. Besonders lustig war dann die Situation „Na, Brötchen? Brötchen gefällig?“ was dieser mit einem Lachanfall und den Worten „Ihr seid doch bekloppt!“ quittierte.
Unter DJ Schmitze Jrön erreichte die Stimmung wieder neue Höhepunkte. Besonders, als dann die diversen Vereinslieder gespielt wurden. Hier gab es speziell für unseren Spieß kein Halten mehr. Als dann allerdings das Borussenlied gespielt wurde und Bernd und Jan zum „Gegenangriff“ übergingen, ließ sich Spieß Daniel nicht davon abhalten, den beiden eine Strafe aufzudrücken – ein Bier für den Spieß. Alles in allem war der Abend eine Riesen Gaudi!
Gegen 0.30 Uhr siegte dann aber allmählich die Müdigkeit über die Schützen, weshalb nach kurzer Beratung beschlossen wurde, den Deckel zu bezahlen und den Heimweg anzutreten. Dies ging natürlich nicht ohne eine Abschiedsrunde, weshalb man den Abend so gegen 0.45 Uhr beendete.
Abgesehen von Würstchen und Laki! Die erlebten nach dem Feierabend in der Jägersruh bei Brötchen die Nacht ihres Lebens und kamen erst morgens früh nach Hause. Dass sie es nicht pünktlich zum nächsten Antreten packen würden wussten sie. Daher kamen sie auf die glorreiche Idee um 6.30 Uhr den Spieß anzurufen und sich zu entschuldigen. Dieser fand das gar nicht so witzig und schrieb im Halbschlaf noch die Strafe für das Wecken des Spießes auf.
Dienstag, 9. September 2003
Der erste Punkt des Tages stand um 13.00 Uhr an, als man sich in Zivil zum Mittagessen bei der Familie Albuschies in der Südstadt traf. Hier wurden auch heimlich die extra angefertigten Socken ausgegeben, die der Kirmes-Gag 2003 werden sollten. Unser Spieß hatte uns nämlich seit fünf Jahren mit seinen Nörgeleien „ihr verarscht mich doch eh nie“ oder „euch fällt doch eh nix ein“ immer wieder im Ohr gelegen. Auf dem Schützenbiwak kam dann die zündende Idee, sich weiße Strümpfe mit den Worten „Unser Spieß ist doof“ bedrucken zu lassen und diese zum Umzug am Kirmesdienstag mit allen Mann – bis auf den Spieß – anzuziehen. Gut getarnt verlief die Ausgabe reibungslos, der Spieß bemerkte nichts. Beim gemütlichen Zusammensitzen und Serbischer Bohnensuppe wurden die ersten Kirmes-Anekdoten ausgetauscht.
Nach dem die Runde allmählich auseinander ging, traf man sich um 17.30 Uhr in der Flönz in Uniform. Dort kam es dann zur (von den Schützen heiß ersehnten) obligatorischen Uniformkontrolle. Aufgrund der weißen Socken und dem Spruch „Unser Spieß ist doof“ konnte man das Grinsen im Gesicht unseres Spießes nicht übersehen. Strafe für groben Uniformfehler und Beleidigung des Spießes. Da kommt einiges zusammen. Leider hatte Daniel aber unseren Leutnant Bernd vergessen aufzuschreiben. Und so bekam Daniel die Strafen für Bernd von unserem Oberleutnant aufgeschrieben.
Leider hatten wir keine Zeit mehr für den obligatorischen Bummel über den Kirmesplatz. So ging es direkt zum Antreten. Der Dienstagumzug wurde routiniert, wie wir nun mal sind, abgehandelt.
Auch hier begannen wir die Parade wie schon Sonntags bereits kurz hinter dem Marktplatz, was mit frenetischem Applaus der Zuschauer belohnt wurde.
Danach hieß es Abschied nehmen von unseren neuen Passiven Mitglied, S.M. Antonio I. Aguilar und unserer Königin Hildegard. Sie wurde mit langen „Viva España“-Rufen geehrt und bekamen eine Menge Applaus. Es war ein gutes Königspaar und auch unser Zug hat sehr viel Spaß mit ihnen gehabt. Aber Grevenbroich blieb nicht lange ohne König. Das neue Königspaar heißt S.M. Lothar I. Zimmermann und Königin Barbara Schmidt vom Marinezug Klabautermann. Auch hier ist wieder eine gewisse Nähe zu unserem Zug vorhanden, sind doch schließlich etliche Klabautermänner bei unserem Zug Passiv und sogar die Eltern unsers Spießes in diesem Zug aktiv. Diese waren vor drei Jahren noch Königspaar und daher haben die Klabautermänner noch ein wenig Übung im Königszug sein – und wir haben uns bei den Jungs als „Kronprinzenzug“ einen Namen gemacht. Der Abend verlief im Anschluss an die Krönung natürlich wie jedes Jahr feucht-fröhlich an der Theke. Zwischendurch haben Jan, Daniel und Linda unserem neuen Königspaar gratuliert und sich noch einmal bei dem Alten bedankt.
Der Zug wollte unserem Spieß an der Theke den ganzen Abend über klar machen, dass die weißen Strümpfe Thrombosestrümpfe seien. Dies hat unser Spieß natürlich nicht eingesehen und eine ärztliche Erklärung verlangt. Die kam auch prompt, indem unser Hauptmann mit unserem Spieß zu Schützenbruder Dr. Peter Cremerius gegangen ist und dieser es sehr begrüßte, dass man zur Vorbeugung Thrombosestrümpfe trägt. Trotzdem kannte unser Spieß kein Erbarmen. Es war allerdings schon ein einmaliger Anblick, wie dort ein gutes Dutzend Schützen an der Theke mit hochgekrempelten Hosen und stolz hochgezogenen weißen Socken die Bedienungen auf Trab hielt.
Nachdem das Zelt dann gegen 2.30 Uhr schloss, machte sich der neue König Lothar auf in die Flönz. Natürlich waren wir auch eingeladen und folgten daher unauffällig. Auf dem Hinweg durch die Innenstadt wurde unsere Durst-Fahne von unserem Oberleutnant noch zur „Durst-Schwenk-Fahne“ umfunktioniert. So holten wir dann die Nachtparade in der Innenstadt nach, um die wir ja am Montagabend mehr oder weniger betrogen worden waren. Auf der Kölner Straße wurde dann noch das neue Grevenbroicher Heimatlied angestimmt. Tja, Pech für die Anwohner!
In der Flönz angekommen, stürzte sich der komplette Zug wie auf Kommando zuerst auf das Buffet. Hier muss man ein Kompliment aussprechen; satt wurden wir alle! Dann gingen wir wieder über zu Flüssignahrung. Neben den üblichen Getränken bestellten sich Michael und Thomas B. an der Theke glatte 6 Espresso am Stück. Aber auch so hatten die Bardamen mit uns viel zu tun. So killten wir doch sehr zu Wirtin Marions Überraschung den gesamten Wodka-Vorrat. Und auch unserem Hobby, dem „König Versenken“ (erst nach Hause gehen, wenn der König gegangen ist) blieben wir treu. Die letzten Bernardiner gingen kurz nach dem König (es muss so gegen 6.30 Uhr gewesen sein) nach Hause. Aber nicht ohne vorher bei einer Bäckerei die Bäckerin zu überreden, uns noch einen Kaffee und neun Berliner zu verkaufen. So gestärkt konnte dann der Heimweg angetreten werden.
Mittwoch, 10. September 2003
Der Mittwoch gilt als allgemeiner Regenerations- und Aufräumtag. Als dieser wurde er auch genutzt. Leider nicht von allen. Denn Bernd und Wolle mussten an diesem Tag arbeiten, was laut eigenen Aussagen ziemlich schwer fiel.
Am Abend traf man sich mehr oder weniger vollständig zum Fischessen um das neue Wildschwein zu krönen. Nur leider war Stefan Schmitz nicht anwesend. Trotzdem ließ man die letzen Tage Revue passieren und genoss den leckeren Fisch und die Bratkartoffeln. Nebenbei begann man noch das Länderspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland zu schauen. Am Ende hieß es dann Abschied nehmen von dem diesjährigen Schützenfest. Nehmt Abschied Brüder, ungewiss ist jede Wiederkehr. Nicht ganz, denn in 356 Tagen ist ja schon wieder Kirmes-Donnerstag.
Schützenfest 2003: Highlights und Hafensänger
Immer wenn bei Bernardus gefeiert wird, gibt es einzelne Schützen, die mit ihren „Leistungen“ und Taten den Rahmen sprengen. Daher hat es sich eingebürgert, diese Schützen an dieser Stelle besonders zu erwähnen. Hier nun also die verdienten Highlights und Hafensänger des 2003er Schützenfestes:
Schnapsleiche 2003: Stefan Schmitz
1,5 Alkoholvergiftungen in 3 Tagen: DAS ist eine Bilanz.
Ob für diese „Leistung“ der Sonntagmorgen und der komplette Dienstag und Mittwoch verpasst werden mussten, sei dahin gestellt.
Hafensänger 2003 (Teil 1): Thomas Asma
Frühschoppen überm Klo verbracht und vom Reihern Muskelkater und geplatzte Äderchen in den Augen.
Ach… Danke noch mal für diese ultimative Beschimpfung!
Hafensänger 2003 (Teil 2): Lars Hildebrandt
Jeden Abend als erster weg – ob er wohl im heimischen Hafen am besten singt?
Hafensänger 2003 (Teil 3): Daniel „Wolle“ Wolski
Den Sonntagsumzug im heimischen Hafen verbracht. Alle Achtung!
Weihnachtsbaum 2003: Franz-Josef Esser
Tausend Nadeln, etliche Orden, Hauptmannsschnur und die Königskette… mehr geht nicht!
Retter 2003: Hans-Peter Beuters
Mit einem beherzten Griff brachte er die etwas wacklige Majestät Antonio Aguilar nach dem Frühschoppen sicher ins Taxi. Bravo! Solche Schützen braucht das Land!
Kläävbotz 2003: Franz-Josef Esser
Er machte sowohl die Nacht von Montag auf Dienstag bei Brötchen durch und war dann am Dienstagabend bis Mittwochmorgen in der Residenz zu finden.
Abchecker 2003: Tim Albuschies, Thomas Beuser, André Froitzheim, Stefan Schmitz
Unsere vier Hofherren hatten das große Los gezogen, als Königin Hildegard als Überraschung für ihren Mann Antonio die Brasilianischen Tänzerinnen auf die Bühne holte. Selten hat man Hofherren so in Ekstase gesehen.
Kameltreiber 2003: Laki Fardis
Wer über 200 € an der Kamelbude verzockt, hat diesen Titel wahrlich verdient. Wenigstens ein Schausteller, der von der momentanen Rezession nichts mitbekommt.
Schreiber 2003: Daniel „Tocki“ Tockhorn
Unser Spieß hatte dieses Jahr ordentlich zu schreiben und das Geld kann die Zugkasse sehr gut gebrauchen. Wie viel es war? Dies ist und bleibt das Geheimnis des Spießes…
Wildschwein 2003: Stefan Schmitz
Über 60 € an Strafen allein für unsere Schnapsleiche. Aber wer den Schaden hat…
Besatzungskinder 2003: Alle Bernardiner
Irgendwie muss das in diesem Jahr nur „zweitplazierte“ Lieblings-Schimpfwort ja mal zur Geltung kommen.