Kirmestagebuch: Schützenfest 1998

Mittwoch, 2. September 1998

Als sich das Bernardiner-Rudel an jenem Mittwochabend spontan am Türling traf, wollte die Kirmesstimmung anfangs nicht so recht aufkommen. Auf den unasphaltierten Wegen im Bend und mit einem mehr als lächerlichen Brüllwürfel der sich Musikanlage nennen wollte ausgestattet, blieb die Stimmung logischerweise hinter den Erwartungen zurück. So stellten wir dann auch schnell übereinstimmend fest, dass einzig und allein ein Ortswechsel Abhilfe schaffen kann.
So wurden dann auch die Sachen gepackt und mit Mann und Maus fuhr man dann in Richtung Welchenberg, um dort auf der Halde einen zünftigen „Kirmes-Warmup“ hinzulegen. So wurde es dann auch lustig: Marschmusik-Kassette ins Kassettendeck, die Anlage aufgedreht bis die Boxen bluten und zum Badenweiler an den Windrädern vorbei. Dies hielt gute 10 Minuten an, bis uns dann der Revierförster freundlich darauf hinwies, dass Autos dort nur auf dem Parkplatz gestattet sind. Wir also zum Parkplatz und weiter im Takt. Nach guten zwei Stunden des Marschierens war nun auch der letzte Bernardiner von seinen Fähigkeiten überzeugt, so dass dann auch die Heimreise angetreten werden konnte. Mit diesem einmaligen Ereignis war dann auch das Schützenfest für die Bernardiner endgültig eröffnet.

Donnerstag, 3. September 1998

Dieser Tag begann für einige Bernardiner früher als für den Rest der Truppe, als sich die Schützenbrüder Lars, Daniel und Jan gemeinsam um 15.00 Uhr gen Korschenbroich aufmachten, um die Uniformen abzuholen. Als dann um 18.30 Uhr der (laut Zugbefehl) erste offizielle Termin des Schützenfestes endlich gekommen war, freute sich in erster Linie der Spieß – von den 10 Bernardinern waren gerade einmal 5 zur Anprobe und Kartenausgabe erschienen; der Rest kassierte seine ersten Strafen.

Freitag, 4. September 1998

Diese „Schlappe“ vom Vortag wurde an diesem Freitag mehr als Wett gemacht. Vollzählig versammelt – bis auf den mit seiner Schulklasse in London verweilenden Hauptmann – wurde das Schmücken zünftig in altbekannter Manier zelebriert. Das Fest erreichte seinen Höhepunkt, als gegen 22:00 Uhr der Zugkönig der traditionellen „Schützentaufe“ unterzogen wurde.

Nach dem Grillen und dem Vernichten der Feigling- und Tequilavorräte war es wohl so gegen 23.30 Uhr, als man in der Einfahrt des Gastgebers die vertrauten Klänge der „Höhner“ vernahm, die zu dieser Zeit auf einer eigentlich geschlossenen Veranstaltung im Grevenbroicher Festzelt auftraten.

Nach kurzer Beratung wurden die Fahrräder gesattelt und die Bernardiner fielen mit versammelter Meute ins Zelt auf dem Kirmesplatz ein, wo man dann zur „Karawane“ und anderen Stimmungsliedern durchs Zelt zog. Manchen gefiel es bei kühlem Alt vom Fass und guter Musik dort wohl so gut, dass sie dort bis ca. 3 Uhr Nachts „versackten“ und am nächsten Morgen mit einer kräftigen Brummbirne aufwachten. Andere hatten sich zwar schon gegen 1 Uhr verkrümelt, was sie aber dennoch nicht davon abhielt, am nächsten morgen ziemlich verkatert den Tag zu beginnen, was uns direkt zum ersten eigentlichen Kirmestag bringt, nämlich…

Samstag, 5. September 1998

Nachdem die Kater auskuriert waren trafen sich die ersten bereits wieder um 17.00 Uhr zum „Bestücken“ des Fackelwagens. Zusammen mit dem Rest der Meute inklusive dem zurückgekehrten Hauptmann traf man sich dann offiziell um 18.45 Uhr in unserem Wachlokal, dem „Giardino“. Nach einem kleinen Umtrunk mit Kirmesbummel begab man sich dann gegen 19.15 Uhr in Richtung Antreteplatz, wo die Bestückung des Wagens dann mit der Marschverpflegung (Stubbis) komplettiert wurde.

Bernardus mit Orkener "Fackelmädchen" beim Umzug 1998.

Bernardus mit Orkener „Fackelmädchen“ beim Umzug 1998.

Unser Marsch durch die Grevenbroicher City geriet zum vollen Erfolg. Auf dem Marschweg wurden wir durch die passiven Mitglieder Hans-Peter Beuters, Fabian Sachse und Thomas Flöck verstärkt. Nachdem wir im vergangenen Jahr bereits mit den „BernardusKoffern“ marschiert waren, zwangen uns leichte Komplikationen beim Fackelbau zu einem Rückschritt, so dass wir dieses Jahr wie bereits 1996 mit Pechfackeln marschierten. Nichts desto trotz wurde es auch dieses Jahr ein feucht-fröhlicher Abend im Festzelt, den unser Oberleutnant sogar bis ca. 5.30 Uhr aushielt, während der Rest sich bereits gegen 1.00 Uhr verkrümelte. Dieser Exzess unseres Ol’s hatte dann zur Folge, dass es ihm am nächsten Morgen nicht ganz so gut ging…

Sonntag, 6. September 1998

Dat kostet...

Dat kostet…

Beim Antreten am nächsten Morgen um 8.15 Uhr machte keiner der Bernardiner einen fitten, geschweige denn einen ausgeschlafenen Eindruck. Nichts desto trotz ging es gemeinsam zum Festgottesdienst, bei dem unserem Oberleutnant nach nur einer Stunde Schlaf über Nacht plötzlich ein wenig flau im Magen wurde… Nach einem Stündchen Frischluft ging es ihm aber dann schon merklich besser.
Es folgte das Highlight des Schützenfestes schlechthin, die Toten- und Gefallenenehrung mit großem Zapfenstreich und Toni Grippekovens „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Nach dem Rückmarsch ins Festzelt trennten sich die Wege, bevor sich das Bernardiner-Rudel um 13.45 Uhr beim Hauptmann traf, um sich auf den Festzug einzustimmen.

Nicht immer bleibt der Kirmessamstag folgenlos - besonders am Sonntagmorgen.

Nicht immer bleibt der Kirmessamstag folgenlos – besonders am Sonntagmorgen.

Nach einer kurzen Fotosession stärkte man sich noch schnell bei „Marcello“, bevor es mit dem Abschreiten der Front durch den König, sein Gefolge und den Oberst ernst wurde. Nach dem obligatorischen Bernardiner-Kampfschrei wurde dann marschiert.
Wie jedes Jahr war der Festzug auch dieses Mal ein weiter Höhepunkt in den Annalen des Zuges. Denkwürdig war auch die Parade auf der Breite Straße. Da der BSV dieses Jahr neben den Vorreitern und der berittenen Generalität auch ein Reitercorps „mitmarschieren“ ließ, geriet der Stechschritt dank unzähliger Pferdeäpfel zum „Tretminenmarsch“.

Die Bernardus-Formation am Kirmessonntag 1998.

Die Bernardus-Formation am Kirmessonntag 1998.

Nach einem kleinen Umtrunk auf den gelungenen Umzug zerstreuten sich die Pfade der Bernardiner bis um 19.15 Uhr, als es laut Zugbefehl wieder Anzutreten galt. So wurde sich gemeinsam mit den Hofherren David Kaltz, Daniel Tockhorn und Lars Hildebrandt auf den bevorstehenden Abend eingestimmt, bevor die Hofherren um 20.00 Uhr ihren Hofdamen Gesellschaft leisteten, während der Rest der Truppe es sich am Tisch gemütlich machte. Als es gegen 22.00 Uhr in Richtung Tanzfläche ging, zahlte sich die Tanzstunde aus

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr war dieses Mal anzumerken, dass Hofherren und -damen nicht unvorbereitet in den Nahkampf gegangen waren.

Und nach dem überstandenem offiziellen Teil wurde der Abend erst so richtig feucht-fröhlich. So wurde die Sektbar zuerst unserer Getränkekasse zum Verhängnis, die dort keine zwei Runden standhielt. Später waren neben materiellen auch menschliche Verluste zu beklagen, als sich nämlich ein Bernardiner nach dem anderen nach intensivem Alkoholgenuss zwecks Regeneration zurückzog. Lediglich fünf Bernardiner hielten bis ca. 3.00 Uhr durch, bevor sie sich in Richtung Montanushof begaben, um dort festzustellen, dass sogar das Galakticum schon zu hat. In Ermangelung von Bier gab man sich dort dem Genuss anderer Substanzen hin, bevor man dann die Heimreise antrat. Die anderen Beiden vergnügten sich währenddessen im Wachlokal bei einer Partie Billiard, bevor auch sie gegen 3.30 Uhr das Schlachtfeld räumten.

Montag, 7. September 1998

Es grüßt der Spieß!

Es grüßt der Spieß!

Von den vorhergehenden Kirmestagen bereits leicht angeschlagen, fand sich das Rudel gegen Mittag am Tisch zum Fuße der Durst-Fahne ein. Hieß es anfangs vereinzelt noch Cola, um das kleine Männchen mit der Trommel im Kopf zu besänftigen, stieg doch schon bald auch der Letzte auf Bier um, da der Frühschoppen eines entsprechenden Getränkes bedarf.
So verlief der Tag ohne weitere nennenswerte Ereignisse, bis dann gegen 21.00 Uhr der alljährliche Umzug in Richtung Jägersruh anstand. Hier nahmen die Bernardiner mit vier Stellvertretern teil. Kultcharakter hat auch die Nachtparade, die jedes Jahr in der Stadt abgehalten wird.
Zuerst marschieren hier die Männer an den Zugfrauen vorbei, die derweil das Spektakel von der Tribüne aus verfolgen. Danach wird getauscht – die Frauen machen Parade, während sich die Männer auf der Tribüne darüber amüsieren. Zu guter letzt stellt sich die Musik auf die Tribüne und alle marschieren daran vorbei. Bei diesem dritten Teil waren wir auf einmal unverhofft vorne und konnten zum ersten Mal Kommando geben – cool.
Danach ging der Marsch weiter durch den Tunnel, bis der Tag dann schließlich in der Jägersruh ausklang. Vorher wurde allerdings die gut DM 100,- umfassende Getränkekasse mit vier Mann auf den Kopf gehauen. Dies dauerte bis ca. 1.00 Uhr. Nach getaner „Arbeit“ zog es drei der vier Bernardiner in Richtung Heimat, während ein Bernardiner es noch bis ca. 3.00 Uhr aushielt und so bei den anderen Schützen mächtig Eindruck schinden konnte.

Dienstag, 8. September 1998

Diesen Tag sollen ja andere Züge zum Vogelschuss oder gar anderem Zeitvertreib nutzen… Wir brauchen diesen Tag jedoch, um von den Strapazen der Kirmestage einmal ausspannen zu können, bevor es um 16.00 Uhr wieder in Richtung Treffpunkt geht.

Nur weil der Zeh gebrochen ist heißt das nicht, dass man nicht an der Parade teilnehmen kann!

Nur weil der Zeh gebrochen ist heißt das nicht, dass man nicht an der Parade teilnehmen kann!

Bei einem kleinen Umtrunk und einer Fotorevue wurden die bisherigen Kirmestage noch einmal besprochen, bevor es um 17.30 Uhr zum Museum im Stadtpark ging, wo das offizielle Zugfoto für die BSV-Festschrift 1999 gemacht wurde. Danach ging es zum Antreten zum Fest- und Fackelzug, wo wir unseren Invaliden Bernd Pannes bei der Parade im Stechschritt an den Majestäten vorbeitrugen – die Krücken selbstverständlich in Präsentierhaltung. Nach dem Umzug folgte im Zelt die Krönung des neuen Schützenkönigs – für uns ein prima Anlass, die Durst-Fahne noch einmal so richtig zum Einsatz kommen zu lassen, bevor es dann in Richtung Theke ging. Auch dieser Tag war wieder vom Absacker einiger Bernardiner gekrönt, die bei „Bosna“ bis sage und schreibe 5.00 Uhr aushielten, bevor der Heimweg zu Fuß angetreten wurde.

Mittwoch, 9. September 1998

Das diesjährige Fischessen war wie immer von einer ziemlichen Katerstimmung geprägt – 7 Tage Schützenfest hinterlassen halt eben auch so ihre Spuren. Nichts desto trotz kam auch hier eine fröhlich Stimmung auf, als das Wildschwein 1998 gekürt wurde. Auch bei der Anprobe der weißen Hosen für das Uedesheimer Schützenfest kam Heiterkeit auf, als nämlich keinem der Bernardiner auch nur eine Hose annähernd passte. So endete der Abend nach zwei Stunden mit der Gewissheit, dass die Verlängerung stetig nahte.

Sonntag, 13. September 1998

So marschierten wir denn bei der Verlängerung unseres Schützenfesten in Neuss-Uedesheim halt eben in schwarzen Hosen. Nach einer abenteuerlichen Anreise in zwei Autos und der langen Suche nach unserem Aufstellungsplatz ging es schließlich los – der erste Gastauftritt der Bernardiner hatte seinen Lauf genommen. Nun galt es, die Grevenbroicher Fahne hochzuhalten. Nach einem lustigen Abschreiten der Front und einem noch lustigeren Umzug („Wat sind denn das für Straßen hier?“) kam Parade Nummer vier dieses Schützenjahres auf uns zu, die wir allerdings – routiniert und souverän wie wir nun sind – locker gemeistert haben. Dann im Zelt kamen eher Erinnerungen an die Grevenbroicher Sektbar hoch – von den Ausmaßen des Zeltes her war dies ein durchaus gelungener Vergleich. Allzu lange hielt man es dann auch nicht im Zelt aus – die Nachwirkungen des Grevenbroicher Schützenfestes waren noch immer sehr präsent. So statten wir, noch in Uniform, unserem Neu-Krüppel Lars Hildebrandt nach der Heimreise einen Besuch ab, bevor es auch für die Bernardiner Zeit wurde, das Schützenfest 1998 schweren Herzens für beendet zu erklären.

Fazit

Das diesjährige Schützenfest war das mit Abstand beste und Hitverdächtigste in der Bernardiner-Geschichte. Neben vielen neuen Freunden haben wir dieses Jahr an den Kirmestagen auch vier neue passive Mitglieder, zwei Sympathisanten auf eine aktive Mitgliedschaft und etliche Bewunderer unserer vorbildlichen Ausstattung gefunden.
Ausstattung? Naja, Neben der „Durst-Fahne“, die als Bedienungs-Beschleuniger angefertigt sogar in der NGZ in Wort und Bild Erwähnung fand, war jedes aktive Mitglied auch mit einem Trinker-Ausweis ausgestattet, der nach einem etwas zu exzessiven Alkoholgenuss die Heimreise sicherstellen sollte. Darüber hinaus war unser Zugbefehl – immerhin 32 Seiten stark – mit einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste der diesjährigen „Konkurrenz“. So war die Nachfrage nach unseren Utensilien groß – ein Angebot für die Durst-Fahne, vier Nachfragen nach unserem Zugbefehl und schließlich acht Nachfragen für die Trinker-Ausweise lassen darauf schließen, wie groß der Nachholbedarf der anderen Züge ist.

Nun zum Schluss noch die herausragenden Bernardiner des diesjährigen Schützenfestes:

Pechvogel Nummer 1: Lars Hildebrandt
Nachdem er sich am Montag auf der Raupe das Hemd mit Blut verschmierte (Ellenbogen aufgetitscht), musste er den Rest des Tages ohne Uniform verbringen. Darüber hinaus rannte Lars am Mittwoch gegen einen Poller… Folge: Hämatom (Blutblase) im Oberschenkel, eine Woche Krankenhaus und somit die Verlängerung in Uedesheim verpasst!

Pechvogel Nummer 2: Bernd Pannes
Er brach sich zwei Wochen vor Kirmes in einer unglücklichen Aktion den kleinen Zeh und konnte nur mit Birkenstock-Latsche und Krücken am Umzug teilnehmen. Dafür wurde er ja auch bei der Parade am Kirmesdienstag an der Majestät im Stechschritt vorbeigetragen und mit einer eigenen Notiz (siehe Bild) in der NGZ erwähnt.

Pechvogel Nummer 3: Franz-Josef Esser jun. jun.
Er verlor am Montag auf dem Auto-Scooter seine Geldbörse – und damit auch ca. DM 250,- Kirmesgeld, Krankenkarte, Personalausweis seinen Haustürschlüssel u.s.w.

Unser Medienmän 1998: Lars Hildebrandt
Er war an einem Kirmeswochenende sage und schreibe 3 Mal in der Zeitung abgedruckt, davon ein Mal in Großaufnahme – für einen Schütze Arsch eine beachtliche Leistung.

K-k-kater 1998: Thomas Asma
Die meisten Alkohol – Exzesse „feierte“ dieses Jahr unser Thomas. So konnte man den Kater am nächsten Tag fast immer mit einem lauten „A-a-asma, haste ’nen K-k-kater?“ eindrucksvoll feststellen.

Wildschwein 1998: Franz-Josef Esser jun. jun.
Mit einer Gesamtstrafe von DM 64,- war unser Hauptmann auch dieses Jahr in der Lage, seinen Titel als Wildschwein aus dem Vorjahr zu verteidigen.

Beförderung 1998: Daniel Tockhorn
Er wurde beim Fischessen vom „normalen“ Spieß (Rang: Feldwebel) zum „Oberspieß“ (Neuer Rang: Oberfeldwebel) befördert. Balsam für das Ego.