Fackelbau 1999: Die TV-Premiere

Der erste Fackelbau in der Geschichte des Jägerzuges „Sankt Bernardus 1995“ begann unspektakulär, aber verheißungsvoll. Mit zehn zu null Stimmen wurde kurz nach dem Schützenfest 1998 beschlossen, dass die Bernardiner erstmals eine Fackel bauen.

Dennoch war es ein langer Weg bis zum definitiven Fackelbaubeginn, der dann für den 25. Mai 1999 angesetzt war. Doch dieser Fackelbaubeginn entpuppte sich als ein „voller Reinfall“, da der fest zugesagte Fackelwagen bereits vergeben war. Nachdem einige BSV-Größen von uns auf den Fall angesetzt worden waren, stand uns zehn Tage später jedoch ein vollwertiger Fackelwagen zur Verfügung.

Die Kamera mal "nackt": Ohne Papier macht sie gar nicht mal so viel her.

Die Kamera mal „nackt“: Ohne Papier macht sie gar nicht mal so viel her.

Und so begann dann nach einigen Verzögerungen am 28. Juni 1999 das „Abenteuer“ Fackelbau. Hielt sich der Elan zu Beginn noch in Grenzen (Durchschnittlich anwesend: ca. 3-5 Bernardiner), so wurde doch schon zu Beginn beschlossen: „Wir bauen jeden Tag!“ Dies stellte auch organisatorisch keine Hürde dar, schließlich waren wir ja fast alle noch Schüler.

Zwar sahen manche „Arbeitstage“ (höhöhö!) sehr entspannt aus, doch galt es ja schließlich in erster Linie, Erfahrungen zu sammeln und auszutauschen. Immerhin kam uns zu Gute, dass von Angang an ein Plan bestand und wir wussten, was wir bauen wollen. Es sollte eine überdimensionale Kamera sein, die mit dem Spruch: „Neuss im TV, wann kommt GV?“ auf die alljährliche Fernsehübertragung des Neusser Bürger-Schützenfestes anspielt.

Ein Dank sollte an dieser Stelle auch einigen passiven Mitgliedern ausgesprochen werden, die uns bei unseren Plänen tatkräftig unterstützten. Und ebenfalls sollte hier nicht unerwähnt bleiben, dass fast der komplette Königsehrenabend während des Fackelbaus organisiert wurde.

Nächtliches Stilleben vom Fackelbau 1999 in den Buckau-Hallen.

Nächtliches Stilleben vom Fackelbau 1999 in den Buckau-Hallen.

Doch kam trotz solcher und anderer Probleme auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Besonders muss hier der Jägerzug „Jungschützen“ erwähnt werden, bei dem einige Bernardiner nach dem Fackelbau bei Bier, Jagdbitter und dem Besten aus Aldi’s Kühlregal so manche Stunde verbrachten. Doch auch die Jägerzüge „Waldeslust“, „Graf Kessel“ und „Jecke Boschte“ standen uns bei so mancher Frage mit Rat und Tat zur Seite. So kam es mit der Zeit, dass beim Fackelbau zum Trotz aller Widrigkeiten doch bald erstaunliche Fortschritte zu vermelden waren.

Nach dem „Ausleihen“ einiger Schweißer, Konstrukteure und Organisateure bei anderen Zügen (s.o.) kam der Fackelbau dann doch richtig in Schwung. Was uns natürlich nicht davon abhielt, einige kleinere Vorfälle zu provozieren. Hier nun eine Auflistung der lustigsten Begebenheiten des Fackelbaus 1999:

  • Der Fackel-Absturz:
    Hauptmann Franz-Jupp schwer bei der Arbeit.

    Hauptmann Franz-Jupp schwer bei der Arbeit.

    Nach einer Probe, wie die Konstruktion sich denn nun auf dem Wagen macht, wurde die fertig geschweißte Fackel kurzerhand auf den Wagen geschraubt. Beim Herunternehmen vergaß unser Meister Franz-Josef allerdings, dass sich eine drei Meter hohe Fackel ohne Schrauben nicht von alleine auf dem Wagen hält – Folge: Ein Riesengeschepper, als die Fackel wie ein gefällter Baum zwischen die Fackelwagen kracht und glücklicherweise weder Sach- noch Personenschaden anrichtet.

  • Feuerprobe 1: Als einige Bernardiner noch auf das Erscheinen der übrigen Meute warteten, kam unser „Würstchen“ Franz-Josef auf die geniale Idee mal auszuprobieren, warum die Brenn-Paste ihren Namen hat: Topf auf, angezündet und brennen lassen.
    So weit, so gut. Doch wie kriegt man das Zeug wieder aus?
    Maßnahme 1: Dose gegen den Schrank schmeißen.
    Folge: Schrank brennt.
    Maßnahme 2: Versuchen, Brennpaste auf dem Boden auszureten.
    Folge: Schrank brennt noch immer, die Schuhe aber jetzt auch.
    Maßnahme 3: Schuhe löschen, die Flammen der Brennpaste mit Sand ersticken
  • Feuerprobe 2: Flexen will gelernt sein. Diese Erfahrung musste auch Jan machen, als er ein Rohr von Schweissresten befreien wollte. So hielt er den Trennschleifer derart geschickt, dass der komplette Funkenregen anstatt in der Gegend auf seinem Hemd landete. So war es nicht verwunderlich, dass das Hemd nach kurzer Zeit zu brennen begann. Nach dem Hinweis „Eh, Jan, du brennst!“ folgte nur ein „Oh!“ und so war das entstandene Feuerchen schnell gelöscht. Doch blieb ein ausgebranntes rundes Loch auf sehr zweideutiger Höhe zurück.
Alle Mann bei der Arbeit: Beim Bekleben der Fackel ist jede Hand gefragt.

Alle Mann bei der Arbeit: Beim Bekleben der Fackel ist jede Hand gefragt.

Trotz all dieser „Rückschläge“ ließen sich die Bernardiner nicht beirren: Bei diversen Bau-Sessions bis tief in die Nacht, kilometerweiten Organisationstouren und kultverdächtigen Klebe-Orgien wurden die spärlich vorgezeichneten Pläne sehr bald in die Tat umgesetzt.

Die Kamera während des Fackelzuges 1999 in Aktion.

Die Kamera während des Fackelzuges 1999 in Aktion.

Und dann, am 3. September 1999, dem Freitag vor Kirmes war es soweit: Nach über zwei Monaten Bauzeit war die Fackel fertig! Nachdem schon eine Woche zuvor, am 27. August das Fackelrichtfest in der Buckau-Halle zünftig gefeiert worden war, konnte an diesem Abend erst recht angestoßen werden.

Beim Umzug am Samstagabend dann wurden die Mühen belohnt. Das Gefühl, mit eigener Fackel durch die Straßen seiner Heimatstadt zu ziehen ist ist in Worten nicht zu beschreiben. Es liegt auf jeden Fall irgendwo beim Superlativ von „Stolz“.
Nicht zu vergessen sind auch die nicht unerheblichen Mangen an Bier, die wir am Frühschoppen für den Bau unserer ersten Fackel gespendet bekamen.

Fackelbau-Fazit

Ein letztes Mal in voller Pracht: Die Kamera beim Festzug am Kirmesdienstag 1999.

Ein letztes Mal in voller Pracht: Die Kamera beim Festzug am Kirmesdienstag 1999.

Wohl am unvergesslichsten waren aber wohl neben dem alles überstrahlenden Fackelrichtfest mit Mitternachts-Grillen, Parade in der Fackelhalle und einmaliger Kameradschaft die vielen kleinen Spontan-Treffen, das Zusammensein und die Geselligkeit. Auch die vielen neuen Kontakte – nicht zuletzt zu den „Jungschützen“, zu „Waldeslust“ und „Jecke Boschte“ – waren es allemal wert.

Nach allen Querelen und Unstimmigkeiten während des Fackelbaus überwiegen auf diese Weise dennoch die Erinnerungen an die positiven Momente und nicht zuletzt das überwältigende Echo. So war der Beschluss eindeutig:

Dies war nicht die letzte Fackel!